A wie Arbeitsunfälle und Arbeitslosigkeit um 1880

A wie Arbeitsunfälle und Arbeitslosigkeit um 1880

 

„Arbeitsunfälle, die sich in den Industriebetrieben ereigneten, wurden von der Presse ausdrücklich behandelt, weil die Industrieeinrichtungen noch neu und relativ unsicher waren. Berichte erschienen allerdings nur, wenn das Unfallopfer ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Von schweren Brandwunden ist die Rede, die tötliche Folgen haben und zu einem gerichtlichen Nachspiel führten. (…)

In einem anderen Fall klagte ein unfallgeschädigter Fabrikarbeiter gegen seinen Fabrikherren auf Entschädigung. Der Kläger gewann in erster Instanz 'und der Verklagte wurde zur Zahlung einer jährlichen Entschädigung von 150 M. vom März 1880 an und in bedeuteten Kosten verurteilt.'

Nicht immer kamen Menschen zu Schaden, was meist auf den Zufall zurückgeführt wurde, etwa als 'in einer Fabrik im Bilker Felde … abermals ein Schwungrad auseinanderflog, oder nachts in Rath die neuen Gebäudlichkeiten des Lennartz'schen Ringofens' einstürzten. Häufig fallen Leute vom Gerüst, werden bei Kesselexplosionen Arbeiter verbrüht, oder kommen bei Gasexplosionen zu Schaden. Da es gerade bei angelernten Arbeitern eine große Arbeitslosigkeit gab, waren die Leute froh, relativ gut bezahlte Arbeit in der Fabrik zu haben, und an Streik für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz wurde daher nicht gedacht. Waren sie eingearbeitet beziehungsweise angelernt, so konnten Handwerker zum Industriearbeiter oder Werkmeister aufsteigen. Derart qualifizierte Kräfte – zum Beispiel: Schweißmeister, Walzmeister, Dreher, Vorzeichner et cetera. - suchte die Firma Friedrich Krupp durch häufige Annoncen nach Essen abzuwerben.

Wer nur geringe oder gar keine Ausbildung hatte, war eher von Arbeitslosigkeit bedroht. Gerade die ungelenke Sprache der 'Düsseldorfer Arbeiterzeitung' läßt die Angst vor Arbeitslosigkeit spüren: 'Die neuerliche Mitteilung, daß im Etablissement von Haniel & Lueg gegen 40 Arbeiter brodlos werden, resp. theilweise schon geworden sind, hat sich leider bestätigt. Es ist auch in vielen anderen Geschäften eine derartige Flaute eingetreten, daß der Ausblick in den bösen Winter ein recht trauriger ist.'

Den Armen blieb bei Kälte oft nur eine Arbeits- und Verdienstmöglichkeit: fror der Rhein zu, so konnte das Eis den Brauereien angeliefert werden.“

Andreas Kuntz: Texte zur Zeitgeschichte – Düsseldorf vor 100 Jahren,

                         WI-Verlag Düsseldorf, 1982, Seite 22 ff


Haniel & Lueg Uhrenturm

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