Die weiße Dame und der weiße Schwan
Hier an der Erkrather Straße finden wir ein weiteres Kleinod Düsseldorfer Industriekultur, eine alte Seifenfabrik.
1877 kehrt der schwäbische Chemiker Ernst Sieglin aus London nach Aachen zurück. Er hat von seinem Kollegen Dr. Richard Thompson das Nutzungsrecht für ein Verfahren erworben, bei dem Kernseife zu Trockenpulver verarbeitet wird. Er versucht dort als Straßenhändler mit einem Karren sein Pulver zu verkaufen. 1885 baut Sieglin in Aachen eine Fabrik mit 15 Kesseln und einem Sidehaus. In Belgien entsteht später ein weiteres Werk. Hauptsitz der Firma wird 1897 die Dr. Tompson´s Seifenpulverfabrik hier an der Erkrather Straße in Düsseldorf .
Auch der hessische Kaufmann Fritz Henkel, der ebenfalls in Aachen in einem Hinterhof mit zwei Kollegen 1876 die Handelsgesellschaft „Henkel & Cie“ gegründet hat, wechselt 1878 in das prosperierende Düsseldorf. Er zieht in eine leerstehende Seifenfabrik an die Schützenstraße und zwei Jahre später an die Gerresheimer Straße. Sein Produkt „Bleich-Soda“ bringt ihm zwar eine steigende Produktion und gute Umsätze. Aber es gibt auch einen schriftlichen Protest von Anwohnern „zur Verteidigung der Umwelt- und Lebensbedingungen“ gegen die Fabrik.
Henkel bringt 1907 das Waschpulver „Persil“ auf den Markt. Er hat als Firmenlogo die „Weiße Dame“ kreiert. Ernst Sieglin wählt als Logo den „Weißen Schwan“.
Sieglin stirbt 1927. Seine Erben verkaufen die Dr. Thompson Seifenfabrik an den Konkurrenten Fritz Henkel, der zu dieser Zeit auch schon Teilhaber ist.
Im zweiten Weltkrieg wird das Firmengelände in Flingern stark beschädigt,
1969 entsteht durch eine Fusion die „Thompson-Siegel GmbH“.
Henkel verlagert die Produktion nach Holthausen und legt 2005 das Werk an der Erkrather Straße still. Das Areal wird später verkauft und die Investoren erhalten im Wesentlichen die historische Struktur der Fabrik. Sie restaurieren behutsam alte Gebäudeteile und schaffen einen interessanten Mix aus Gastronomie, Büros, Fitnessbereich, Privathochschulen, Kreativitätsbetrieben und einem Kindergarten.
Foto und Text: Kaspar Michels