H wie Hungerturm des Trappistenklosters
Der Hungerturm ist in unserem Stadtbezirk eines der wenigen noch existierenden Relikte der bäuerlichen, dörflichen Zeit und ein sehr geschichtsträchtiger Ort. Er ist wahrscheinlich das älteste Gebäude des Stadtbezirks und liegt in Düsseltal an der Ecke Max-Planck- und Fritz-Wüst-Straße. Jetzt zu Beginn des Jahres 2024 wartet dort hinter dem Turm eine Brachfläche auf eine neue Bebauung. In diesem Hungerturm sollen angeblich zur Zeit von Graf Recke zwei Kinder eingesperrt und verhungert sein.
„Das weiße Türmchen ist der letzte Rest des Trappistenklosters, das Jan Wellem an der heutigen Graf-Recke-Straße ansiedeln ließ. (…) Das Klostergelände erstreckte sich ursprünglich zwischen Gruner-, Mathilden-, Fritz-Wüst- und Max-Plank-Straße. Der Besitz, der dazu gehörte, war noch weitaus größer. So gehörte auch das Gelände des heutigen Zooparks dazu.
In unmittelbarer Nähe des Hungertürmchens liegt hinter einer Backsteinmauer ein winzig kleiner, rund angelegter Friedhof, der älteste Gottesacker in Düsseldorf. Er trägt den schönen Namen Himmelsgarten und ist der Friedhof der ehemaligen gräflichen Rettungsanstalt, von der noch die Rede sein wird.
Von 1707 bis 1803 lebten die Trappistenmönche in dem Kloster ihren Ordensregeln gemäß schweigsam und bescheiden. Ihr Auftrag: Fürbitten für Jan Wellem leisten. Weil damit aber nicht einmal das bescheidenste Auskommen zu erzielen war, stellten die Mönche Schnupftabakdosen her, sogenannte Spekkermönnekesdosen. Spekke heißt Knüppel. Nur auf Knüppeldämmen kam man in dem Sumpfgebiet voran.
Die Mönche legten auch Gärten an, versuchten sich im Ackerbau und schrieben über ihre Pforte 'Wir leben ohne Sorge'. Napoleons Soldaten beeindruckte soviel Gottvertrauen wenig. Im Zuge der Säkularisation vertrieben sie die Mönche. Das Gelände verkam. (…)
1822 kaufte Graf von der Recke-Volmerstein für 45.000 Taler das ehemalige Klostergelände samt der Häuserruinen, die dort noch standen und richtete dort die Rettungsanstalt für gefährdete Kinder ein. Am 19. Juni 1822 zog er mit einer Schar Kinder auf Leiterwagen in die Einrichtung ein. Die Kinder gehörten zu dem Heer eltern- und obdachloser Kinder und Jugendlicher, die damals zu Tausenden durch die deutschen Städte vagabundierten – eine Folge der Befreiungskriege.
Die Not dieser Kinder hatte den Grafen schon früh bewegt. (...) Die Arbeit an gefährdeten Kindern wurde ... zu seiner Lebensaufgabe. (...)
1847 übergab er … die Arbeit in Düsselthal einem Nachfolger.
Im Zweiten Weltkrieg haben englische Bomben den Ort der christlichen Frömmigkeit zerstört.“
Das Werk von Graf Recke besteht als 'Düsseltaler Anstalten' aber bis heute weiter. Auf einem Hofgelände in Einbrungen „entstanden nach der Jahrhundertwende Heime für schulentlassene Jungen und eine Anstalt für Volks- und Hilfsschüler.“ An der Grafenberger Allee wurde aus dem ehemaligen Bauernhof Zoppenbrück eine Einrichtung mit Wohngruppen „zur Wiedereingliederung psychisch kranker Erwachsener in den Alltag.“
Zitate: Regine Hauch, Zwischen Berg und gar nicht tiefem Tal...
in Udo Achten u.a. Düsseldorf zu Fuß, Klartext, 2010, Seite 217 ff
Hungerturm - Trappistenkloster