Vergaser, Nähmaschinen, Automobile und Flugzeugstartgeräte
Wir finden hier ein kaum beachtetes Baudenkmal, bei dem es lohnt, genauer hinzusehen. Auf einem Lageplan aus dem Jahr 1913 können wir sehr gut das im damaligen Industrierevier gelegene Firmenareal mit direktem Anschluss an die Köln Mindener Bahn und an die Untere Ruhrtalbahn erkennen.
Der Düsseldorfer Regierungsbaumeister und Architekt Richard Bauer baute für die Stahlgroßhandlung Arthur Haendler und Co 1913 eine Generalvertretung für Stahlerzeugnisse aus Sheffield. Hier wurden in Lizenz französische Solex-Vergaser hergestellt. Diese Firma wurde 1926 von der Pierburg AG übernommen.
10 Jahre später übernahm dann die alteingesessene Flingeraner Firma Müller das Betriebsgelände an der Erkrather Straße.
Der Mechanikermeister Philipp Müller hatte schon 1895 in der Ackerstraße 128 ein Nähmaschinen- und Fahrradgeschäft gegründet. Die Fa. Müller übernahm 1902 die Vertretung für NSU- Motorräder und begann später mit dem Handel von Automobilen der Marken Cito und Ley. In den folgenden Jahren wuchs die Firma und hatte auch Ausstellungsräume an der Graf-Adolf-Straße/Ecke Kö.
Neben Generalvertretungen und Werkstätten umfasste die Angebotspalette PKWs, Autozubehör, Lieferwagen, verschiedene Motoradmarken und ab 1935 auch Magirus Lastwagen. Auf alten Fotos sind die Logos von NSU, Hanomag, Citroen, BMW, Fiat und Aral zu erkennen.
Das Autohaus Müller expandierte weiter, konstruierte Motoren und baute Flugzeugstartgeräte der Marke „Imperia“, die auf dem benachbarten heutigen Flin Carre' Gelände präsentiert wurden.
Nachdem die rückwärtigen Hallen, die später als Teppichlager genutzt wurden, abgebrannt waren, übernahm ein Investor das gesamte Areal und integrierte 2010 den historischen Bau in das Fachmarktzentrum B8.
Das Gebäude wurde 1984 unter der Kategorie Verwaltungsgebäude, Banken und Kaufhäuser in die Denkmalliste eingetragen und zuletzt als Sparkasse genutzt.
Foto und Text: Kaspar Michels