Orte von A-Z

A wie Arbeitsunfälle und Arbeitslosigkeit um 1880

 

„Arbeitsunfälle, die sich in den Industriebetrieben ereigneten, wurden von der Presse ausdrücklich behandelt, weil die Industrieeinrichtungen noch neu und relativ unsicher waren. Berichte erschienen allerdings nur, wenn das Unfallopfer ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Von schweren Brandwunden ist die Rede, die tötliche Folgen haben und zu einem gerichtlichen Nachspiel führten. (…)

In einem anderen Fall klagte ein unfallgeschädigter Fabrikarbeiter gegen seinen Fabrikherren auf Entschädigung. Der Kläger gewann in erster Instanz 'und der Verklagte wurde zur Zahlung einer jährlichen Entschädigung von 150 M. vom März 1880 an und in bedeuteten Kosten verurteilt.'

Nicht immer kamen Menschen zu Schaden, was meist auf den Zufall zurückgeführt wurde, etwa als 'in einer Fabrik im Bilker Felde … abermals ein Schwungrad auseinanderflog, oder nachts in Rath die neuen Gebäudlichkeiten des Lennartz'schen Ringofens' einstürzten. Häufig fallen Leute vom Gerüst, werden bei Kesselexplosionen Arbeiter verbrüht, oder kommen bei Gasexplosionen zu Schaden. Da es gerade bei angelernten Arbeitern eine große Arbeitslosigkeit gab, waren die Leute froh, relativ gut bezahlte Arbeit in der Fabrik zu haben, und an Streik für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz wurde daher nicht gedacht. Waren sie eingearbeitet beziehungsweise angelernt, so konnten Handwerker zum Industriearbeiter oder Werkmeister aufsteigen. Derart qualifizierte Kräfte – zum Beispiel: Schweißmeister, Walzmeister, Dreher, Vorzeichner et cetera. - suchte die Firma Friedrich Krupp durch häufige Annoncen nach Essen abzuwerben.

Wer nur geringe oder gar keine Ausbildung hatte, war eher von Arbeitslosigkeit bedroht. Gerade die ungelenke Sprache der 'Düsseldorfer Arbeiterzeitung' läßt die Angst vor Arbeitslosigkeit spüren: 'Die neuerliche Mitteilung, daß im Etablissement von Haniel & Lueg gegen 40 Arbeiter brodlos werden, resp. theilweise schon geworden sind, hat sich leider bestätigt. Es ist auch in vielen anderen Geschäften eine derartige Flaute eingetreten, daß der Ausblick in den bösen Winter ein recht trauriger ist.'

Den Armen blieb bei Kälte oft nur eine Arbeits- und Verdienstmöglichkeit: fror der Rhein zu, so konnte das Eis den Brauereien angeliefert werden.“

Andreas Kuntz: Texte zur Zeitgeschichte – Düsseldorf vor 100 Jahren,

                         WI-Verlag Düsseldorf, 1982, Seite 22 ff


B wie Berluto Schwimmerhahn Gesellschaft Ludwig & Co. -

Das Rheinische Armaturenwerk von der Lichtstraße


Das wunderschöne Industriegebäude im Hinterhof an der Lichtstraße 52 war mir schon vor vielen Jahren aufgefallen, als ich mit Freunden auf dem rückwärtigen Balkon im Vorderhaus saß. Die bewegte Geschichte dieses Gebäudes wurde mir aber erst nach der Flingeraner Hinterhoftour von Kabawil am 25.09.2024 klar.

Ehemalige oder neue Nutzer:innen zeigten uns verschiedene ehemals handwerklich, industriell oder bäuerlich geprägte Orte im Herzen von Flingern.

Bei der Recherche habe ich die heute noch in Tönisvorst am Niederrhein existierende Berluto Armaturen-Gesellschaft gefunden, die auf ihrer Homepage stolz ihre Geschichte der Metallgießerei und Armaturenfabrik erzählt und dort historische Dokumente präsentiert. Darunter ist auch eine alte Ansicht des Firmengebäudes an der Lichtstraße. (K. Michels)

„100 Jahre Innovation, Zuverlässigkeit & Qualität.

Die Berluto Amaturen-Gesellschaft blickt auf eine über 100-jährige Unternehmensgeschichte zurück. Heute sind wir ein mittelständiger Hersteller hochwertiger Regelarmaturen, wie Druckreduzier-, Überström- und Schwimmerventile für den Einsatz in Gebäuden und in industriellen Anwendungen.

1917: Jean Bergner hat eine Idee...

Der Düsseldorfer Installateur Jean Bergner ärgerte sich schon länger über die häufig nicht zuverlässig arbeitenden Schwimmerventile für Toilettenspülungen und dachte über Abhilfe nach. Am 31. Juli 1917 erhält er dann das Deutsche Reichspatent für seine besonders robuste und zuverlässige Konstruktion eines neuartigen Schwimmerventils.

1920: Die Firma „Berluto“ entsteht...

Um seine Erfindung zu produzieren und zu vermarkten gründet Bergner 1920 zusammen mit dem Kaufmann Ludwig und dem Installateur Toeller die „Berluto Schwimmerhahngesellschaft Ludwig und Co.“. Die Bezeichnung „Berluto“ ist also eine Abkürzung für die Namen der Gründer „Bergner-Ludwig-Toeller“.

1924: Die „Berluto Armaturen AG“ wird gegründet...

Im Jahr 1924 entstand daraus unter dem Vorsitz von August Bender die „Berluto Armaturen Aktiengesellschaft“, deren Anteilseigner zahlreiche Installateure aus dem Köln-Düsseldorfer Raum waren; bald schon erhielt die Firma den Beinamen „Rheinisches Armaturenwerk“. Zum Produktionsspektrum gehörten überwiegend Schwimmerventile und Schwimmer, Spülkästen, Druckspüler und Anbohrarmaturen.

1953: Umwandlung in eine GmbH...

1953 wurde die AG in die heutige GmbH umgewandelt. In den Folgejahren wurde die Produktpalette durch die Entwicklung von Sicherheitsventilen, Druckminderern und Filtern erweitert.

1977: Umzug nach Tönisvorst am Niederrhein...

Im Jahr 1977 wurde in Tönisvorst (Niederrhein) eine neue Armaturenfabrik errichtet und der Firmensitz von Düsseldorf dorthin verlegt.

Heute: Innovative Technologien und flexible Produkte für die Industrie...

Heute verfügt Berluto über eine moderne Entwicklungs- und Fertigungsstätte in Tönisvorst am Niederrhein. Rechnergestützte Entwicklungsmethoden mit direkter CAD/CAM-Anbindung erlauben eine flexible Fertigung mit gleichbleibend hoher Präzision und geringen Durchlaufzeiten. (...)

Neben der Herstellung von Gebäudearmaturen wurde in den letzten 10 Jahren die Entwicklung und Produktion von Industriearmaturen erheblich investiert und erweitert.

Das Unternehmen wird bis heute – bereits in der vierten Generation – von Nachkommen der Gründer geführt.“ (www.berluto.de)


D wie Dorotheenheim

 

Das Dorotheenheim finden wir in Flingern an der Dorotheenstraße 85, unmittelbar neben dem S- Bahnhof Flingern.

„Dorotheenheim – diesen Ort der Fürsorge in Düsseldorf schuf die Evangelische Kirche zwischen 1910 und 1928. Er befindet sich zwischen zwei Schlagadern der Stadt – einer Eisenbahnlinie und der Dorotheenstraße. Die Idee, ein soziales System als Basis für menschliche Entwicklungschancen zu schaffen, hat sich seit über einhundert Jahren bewährt. Namensgeberin dieses Ortes ist die heilige Dorothea. Sie steht für den unzerstörbaren Kern des Lebendigen, ihr Attribut ist ein Korb mit Blumen und Früchten.

Unter Obhut des Evangelischen Frauen-Asylvereins bot das Dorotheenheim zunächst Frauen und Mädchen Unterkunft und Arbeit, die sich in einer schwierigen Lebenssituation befanden. Und eröffnete ihnen – auch durch die Möglichkeit, eine Ausbildung zu machen – Perspektiven. Es bestand aus dem Vorderhaus an der Dorotheenstraße sowie drei Hinterhäusern. Hier waren eine Dampfwäscherei, eine Weißnähwerkstatt sowie ein Säuglingsheim mit staatlichem Säuglingspflegerinnenseminar untergebracht. Vorderhaus und Haus 2 verband ein unterirdisches Transportsystem.

Im Laufe der Jahre hat das Dorotheenheim viele unterschiedliche, jedoch stets soziale Nutzungen erfahren. Seit mehreren Jahrzehnten dient das Vorderhaus als städtische Obdachlosenunterkunft. Die drei Hinterhäuser wurden in den Jahren 2017/18 abgerissen und machten der Weg frei für ein neues Bebauungs- und Nutzungskonzept – die Dorotheenhöfe. Im Rahmen diese Konzepts entstehen drei nah beieinanderliegende Wohnhöfe für Familien, Obdachlose und Singles. Dem Architekten Michael Krey gelang es mit viel Fingerspitzengefühl und Engagement die Stadt und den Investor für diese Architekturfassung zu gewinnen. Mit ihr führt er den sozialen Gedanken der integrativen Öffnung in unsere Zeit.

Die Obdachlosenunterkunft im Vorderhaus wird derzeit kernsaniert und um den neuen, zur Straße hinauskragenden Teil sowie einen Gebäudeteil im hinteren Bereich erweitert. Als neue geschaffene Einheit mit eigenem Hof bietet sie auch erstmals barrierefreie Räume sowie Ein-Zimmer-Apartements. In das Vorderhaus zieht eine Notschlafstelle ein. Dass mit den Dorotheenhöfen Neubauten für Obdachlose errichtet werden, ist ein Novum in Düsseldorf. Und der Ausdruck einer gesellschaftlichen Haltung, die ein Zeichen des Respekts setzt.“

 

Text aus: Ausstellungskatalog – Installation Dorotheenheim, S. 54

              Christel Blömeke und Verlag Kettler, Dortmund, 2021

              Regina Schneider, Geschichtswerkstatt Düsseldorf


E wie Eulerhof

 

„Der Eulerhof, ursprünglich Eulers-Gut genannt, war von Notar Joseph Euler (1804 - 1886), Stadtverordneter und Mitglied der preussischen Nationalversammlung, außerhalb des Stadtgebiets von Düsseldorf als Sommersitz der Familie angelegt worden.

Unter seinem Sohn Otto Euler (1835 – 1925), Geheimer Justizrat und als Stadtverordneter Vorsitzender der Zentrumspartei, wurde der Eulerhof zu einem weithin bekannten Mittelpunkt von Künstlern und Gelehrten. Der Enkel des Erbauers, der Maler Eduard Euler verkaufte parzellenweise nach dem 1. Weltkrieg das Grundstück.

In den 20er Jahren wurde der Eulerhof von den Straßen begrenzt, die heute folgende Namen haben: Im Osten Degerstraße, im Süden Flurstraße im Westen Dorotheenstraße und im Norden Lindenstraße. Die nähere Umgebung war dünn besiedelt und zum größten Teil noch landwirtschaftlich genutzt.

1923 bezogen vier Franziskanerinnen, die im Liebfrauenkrankenhaus tätig waren, den Eulerhof an der Lindenstraße 199, der daher das 'Liebfrauenkloster' genannt wurde. Vereine der Pfarrgemeinde Liebfrauen, insbesondere die Jünglingskongregation, hatten damals in der Villa mit dem großen Park ihr festes Domizil, bis das Gebäude 1927 von der Stadt abgerissen wurde. Kurze Zeit danach entstand der Gebäudekomplex, der heute noch Eulerhof genannt wird.“

 

Quellen: Stadtarchivdirektor Dr. Weidenhaupt, A. Stötzel, 

Als Schreibmaschinentext „Pfarrgemeinde Liebfrauen“ gefunden von K. Michels im Nachlass des Klosters Christi Hilf   

 

 

„Ein gelungenes Beispiel städtischer Wohnungspolitik finden wir im Bereich Degerstraße-Lindenstraße-Dototheenstraße: den inzwischen denkmalgeschützten Eulerhof aus den Jahren 1926 bis 1928, leicht zu erkennen an den dunkelrot geklinkerten und hell verputzten 'Querstreifen'. Die Architekten Hermann und Walter vom Endt sowie Josef Kleesattel entwarfen ihn im typisch funktionalistischen großstädtischen Stil der 20er Jahre. Wegen seiner sozialen Einrichtungen galt der Eulerhof als vorbildlich: So gab es im Innenhof unter anderem einen Kinderhort und einen Spielplatz, ein Waschhaus und eine Badeanstalt. Sie wurden im Lauf der Zeit teils abgerissen, teils zweckentfremdet.“

 

Almut Knaak, Rundgang 10, Durch Flingern,

aus Udo Achten: Düsseldorf zu Fuß, VSA- Verlag, Hamburg 1989, S. 175


G wie Geografischer Mittelpunkt von Düsseldorf

 

Bei Rundgängen im Stadtteil Düsseltal bin ich oft dort vorbeigekommen. In unserem Stadtbezirk 2 liegt in der Hans-Sachs-Straße bei 51°14'12“ nördlicher Breite und 6°48'39“ östlicher Länge der geografische Mittelpunkt der Stadt Düsseldorf. Er ist durch eine Metallplatte im Bürgersteig gut zu erkennen. Die Fläche des gesamten Stadtgebiets beträgt 217,41 Quadratkilometer.

 

Es gibt verschiedene Methoden, den geografischen Mittelpunkt festzulegen. Eine amtlich oder behördliche Definition darüber ist nicht vorhanden. Es kann der Schnittpunkt eines von Breiten und Längengraden begrenzten Gebietes oder der Mittelpunkt eines Kreises sein, der durch die Stadtgebietsgrenze markiert wird.

 

Nach der Beendigung von Eingemeindungen und einer Gebietsreform befindet sich dieser Mittelpunkt seit 1980 in unserem Stadtbezirk.  (Text und Foto: K. Michels)


G wie Güterzugstrecke 2324 (zwischen Flingern und Gerresheim)

 

Diese heute noch wichtige Güterzugstrecke führt von Oberhausen bis nach Niederlahnstein am Rhein. Sie erreicht im Norden von Ratingen kommend in Düsseldorf-Rath das Stadtgebiet, streift den Stadtteil Mörsenbroich, durchquert dann die Wohngebiete in Grafenberg, Gerresheim, Flingern, Vennhausen, Eller und Benrath und verlässt in Richtung Hilden den Düsseldorfer Osten.

 

Wenige Jahre nach der deutschlandweit ersten Eisenbahnstrecke zwischen Fürth und Nürnberg wurde schon im Jahr 1838 von der Düsseldorf- Elberfelder Eisenbahn-Gesellschaft in der damaligen preußischen Rheinprovinz die erste Bahnstrecke in Westdeutschland zwischen Düsseldorf, Erkrath und später Elberfeld eröffnet. Daraus wurde später die Bergisch- Märkische Eisenbahn- Gesellschaft.

In den folgenden Jahrzehnten gründeten sich u.a. die Rheinische- und die Cöln- Mindener- Eisenbahn-Gesellschaft.

In der Zeit der Industrialisierung eröffnete am 18. November 1874 die Rheinische- Eisenbahn-Gesellschaft die Güterzugstrecke 2324 als eine weitere wichtige Nord- Südverbindung, die durch den Osten von Düsseldorf führte. Was damals mit wenigen Dampflockzügen begann, entwickelte sich zu einer Hauptroute entlang des Rheins.

Nachdem die Stadt Düsseldorf ab 1902 ihre neuen elektrischen Straßenbahnen auch über die Bahnkreuzung Staufenplatz bis nach Gerresheim fahren ließ, wurde die Verkehrssituation hier und an anderen Bahnübergängen immer schwieriger. Bis weit in die 1970er Jahre waren die wegen der Güterzüge oft geschlossenen ebenerdigen Bahnschranken unüberwindbare Verkehrshindernisse und führten zu kilometerlangen Staus. Vereinzelt fuhren damals noch Dampflocks auf der Strecke.

 

Ab 1982 wurde die Strecke zwischen Rath und dem Staufenlpatz in einen 2053 Meter langen Tunnel gelegt. Viele Streckenteile führen aber über erhöhte Bahndämme weiterhin durch die Wohngebiete u.a. auch zwischen Flingern und Gerresheim hindurch. Nach jahrelangen Protestaktionen der Anwohner gegen den Bahnlärm und die Erschütterungen durch die bis zu 5.000 Tonnen schweren Güterzüge wurden die Bremssysteme und und die Strecke in den letzten Jahren an einigen Punkten in der Stadt „nachgerüstet“.

 

Nach der Fertigstellung des Gotthardttunnels in der Schweiz 2016 und des Ausbaus der nördlichen Betuwe- Linie in den Niederlanden ist die Strecke 2324 heute als Teil des europäischen Hauptkorridors zwischen Genua und Rotterdam die Hauptroute und eine der meistbefahrenen Güterzugstrecken von Nord nach Süd und umgekehrt. „In den nächsten Jahren ist eine hohe Taktverdichtung auf der Strecke geplant. Im Extremfall sind alle drei Minuten Züge auf der Strecke unterwegs, was 480 Züge in 24 Stunden ergeben würde, hatte die Deutsche Bahn auf einer Infoveranstaltung vorgerechnet.“ (Rheinische Post 13.01.2024)

 

Text: K. Michels


H wie Hungerturm des Trappistenklosters

 

Der Hungerturm ist in unserem Stadtbezirk eines der wenigen noch existierenden Relikte der bäuerlichen, dörflichen Zeit und ein sehr geschichtsträchtiger Ort. Er ist wahrscheinlich das älteste Gebäude des Stadtbezirks und liegt in Düsseltal an der Ecke Max-Planck- und Fritz-Wüst-Straße. Jetzt zu Beginn des Jahres 2024 wartet dort hinter dem Turm eine Brachfläche auf eine neue Bebauung. In diesem Hungerturm sollen angeblich zur Zeit von Graf Recke zwei Kinder eingesperrt und verhungert sein.

„Das weiße Türmchen ist der letzte Rest des Trappistenklosters, das Jan Wellem an der heutigen Graf-Recke-Straße ansiedeln ließ. (…) Das Klostergelände erstreckte sich ursprünglich zwischen Gruner-, Mathilden-, Fritz-Wüst- und Max-Plank-Straße. Der Besitz, der dazu gehörte, war noch weitaus größer. So gehörte auch das Gelände des heutigen Zooparks dazu.

In unmittelbarer Nähe des Hungertürmchens liegt hinter einer Backsteinmauer ein winzig kleiner, rund angelegter Friedhof, der älteste Gottesacker in Düsseldorf. Er trägt den schönen Namen Himmelsgarten und ist der Friedhof der ehemaligen gräflichen Rettungsanstalt, von der noch die Rede sein wird.

Von 1707 bis 1803 lebten die Trappistenmönche in dem Kloster ihren Ordensregeln gemäß schweigsam und bescheiden. Ihr Auftrag: Fürbitten für Jan Wellem leisten. Weil damit aber nicht einmal das bescheidenste Auskommen zu erzielen war, stellten die Mönche Schnupftabakdosen her, sogenannte Spekkermönnekesdosen. Spekke heißt Knüppel. Nur auf Knüppeldämmen kam man in dem Sumpfgebiet voran.

Die Mönche legten auch Gärten an, versuchten sich im Ackerbau und schrieben über ihre Pforte 'Wir leben ohne Sorge'. Napoleons Soldaten beeindruckte soviel Gottvertrauen wenig. Im Zuge der Säkularisation vertrieben sie die Mönche. Das Gelände verkam. (…)

1822 kaufte Graf von der Recke-Volmerstein für 45.000 Taler das ehemalige Klostergelände samt der Häuserruinen, die dort noch standen und richtete dort die Rettungsanstalt für gefährdete Kinder ein. Am 19. Juni 1822 zog er mit einer Schar Kinder auf Leiterwagen in die Einrichtung ein. Die Kinder gehörten zu dem Heer eltern- und obdachloser Kinder und Jugendlicher, die damals zu Tausenden durch die deutschen Städte vagabundierten – eine Folge der Befreiungskriege.

Die Not dieser Kinder hatte den Grafen schon früh bewegt. (...) Die Arbeit an gefährdeten Kindern wurde ... zu seiner Lebensaufgabe. (...)

1847 übergab er … die Arbeit in Düsselthal einem Nachfolger.

Im Zweiten Weltkrieg haben englische Bomben den Ort der christlichen Frömmigkeit zerstört.“

Das Werk von Graf Recke besteht als 'Düsseltaler Anstalten' aber bis heute weiter. Auf einem Hofgelände in Einbrungen „entstanden nach der Jahrhundertwende Heime für schulentlassene Jungen und eine Anstalt für Volks- und Hilfsschüler.“ An der Grafenberger Allee wurde aus dem ehemaligen Bauernhof Zoppenbrück eine Einrichtung mit Wohngruppen „zur Wiedereingliederung psychisch kranker Erwachsener in den Alltag.“

Zitate: Regine Hauch, Zwischen Berg und gar nicht tiefem Tal...

          in Udo Achten u.a. Düsseldorf zu Fuß, Klartext, 2010, Seite 217 ff


L wie Lagerkosmos Lichtplatz

 

„Vergessene Welten: Zwangsarbeiter der Firma Haniel & Lueg und der Lagerkosmos rund um den Lichtplatz.

 

Die Betriebe rund um die Haniel-Garage boten mehreren Generationen lang Arbeitsplätze für Tausende von Menschen. In einem bestimmten, uns hier interessierenden Zeitabschnitt jedoch nicht nur dies: Während des Zweiten Weltkrieges entstand hier ein regelrechter Lagerkosmos, der zum Arbeits- und Lebensmittelpunkt Hunderter ausländischer Zwangsarbeiter wurde. Während des Zweiten Weltkrieges wurden bekanntlich Millionen von ihnen nach Deutschland verschleppt. Sie mussten die auf Hochtouren laufende Rüstungsproduktion aufrecht erhalten. (…)

In Düsseldorf, einem wichtigen Standort der westdeutschen Rüstungsindustrie, waren es insgesamt etwa 50000 Menschen: Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge. Die größte Gruppe stellten die 'Ostarbeiter' aus den besetzten Gebieten der früheren Sowjetunion – von Greifkommandos des 'Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz' Fritz Sauckel, regelrecht eingefangen und in Güterwaggons ins Reich verschleppt. Im Durchschnitt waren sie keine 20 Jahre alt, auch Kinder fanden sich unter ihnen. (…)

Selbstverständlich beschäftigte auch das Düsseldorfer Haniel & Lueg-Werk Hunderte von ausländischen Zwangsarbeitern. Ein Teil von ihnen lebte direkt auf dem Werksgelände an der Grafenberger Allee 330. (…)

Unmittelbar gegenüber dem heutigen Standort der Haniel-Garage, wo die Lichtstraße in die Grafenberger Allee mündet, befand sich ein Zwangsarbeiterlager, das von der Stadt Düsseldorf unterhalten wurde: das Barackenlager 'Lichtplatz'. Heute ist die ehemals freie Fläche mit mehrstöckigen Wohnungen bebaut. Hier waren zunächst serbische Kriegsgefangene einquartiert, später auch belgische Zwangsarbeiter und ab August 1943 italienische 'Militärinternierte' – so bezeichnet, weil sie, nachdem die italienische Regierung im August 1943 die Seiten gewechselt hatte, keinen Kriegsgefangenenstatus erhalten hatten. Durchschnittlich lebten rund 200 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in diesem Lager, das von Stacheldraht umgeben und von Wehrmachtsoldaten bewacht wurde. Sie wurden vor allem zur Trümmerbeseitigung nach den immer häufiger werdenden alliierten Bombenangriffen eingesetzt. Direkt neben dem Kriegsgefangenenlager existierte von Juli bis Ende Oktober 1943, ein weiteres, bis heute kaum bekanntes KZ-Außenlager mit etwa 40 überwiegend sowjetischen Häftlingen. (…)

Nach dem Krieg diente das Barackenlager am Lichtplatz noch einige Monate als Unterkunft für noch nicht repatriierte ehemalige Zwangsarbeiter. Dann verschwand es, ohne Spuren zu hinterlassen. Weder am Lichtplatz noch auf dem Gelände der Gutehoffnungshütte (…) erinnert eine Gedenktafel an diesen Abschnitt der jüngeren deutschen Geschichte.“

 

Text: Joachim Schröder, Zwangsarbeit und Lagerkosmos

        aus: Ausstellungskatalog – Paul Schneider Esleben Architekt, München 2015

                 Herausgeber. Andreas Lepik, Regine Heß, Seite 69 ff


L wie Lokomotiven aus Flingern


Die Dampfspeicherlok „Persil“ - Heute ein Denkmal in Hitdorf


Die Lokomotiven der Hohenzollern AG, an deren Geschichte unsere Stele 29 vor der

alten Energiezentrale in Flingern Nord erinnert, begegnen uns bei unseren Recherchen

immer wieder.

Auf Lieferlisten und in der Literatur sind „4665 von Hohenzollern nachweislich gelieferte

Lokomotiven ab 1874 bis 1929“ dokumentiert.

Überrascht hat uns, dass mindestens 56 noch existierende Lokomotiven der verschiedenen Baureihen als Ausstellungsstücke und Industriedenkmale in Museen auf der ganzen Welt zu finden sind oder bei privaten Eisenbahnvereinen gepflegt werden.

Die ältesten Hohenzollern Loks stehen im Eisenbahnmuseum Warschau (1880), im Dänischen Eisenbahnmuseum Odense (1882), im spanischen Alcasar de San Juan (1883), bei einer Farm Company in Kauai auf Hawai (1887) und im Historischen Museum Taipeh in Taiwan (1888).

Eine weitere Lok, die in keiner Liste zu finden ist, haben wir bei einer Radtour, nicht weit von Düsseldorf an einem Verkehrskreisel an der Ringstraße in Hitdorf entdeckt. Die sehr spannende Geschichte dieser „Persil Lok“ hat der LVR Köln auf seiner Websitesehr gut dokumentiert:


„Seit 2015 steht am neuen Verkehrskreisel an der Ringstraße in Hitdorf die Dampfspeicherlok 'Persil' als technisches Denkmal. Sie erinnert an die ehemalige Kleinbahn Langenfeld – Monheim – Hitdorf, die hier von 1908 bis 1986 vorbeifuhr.

Die in Hitdorf ausgestellte Lokomotive wurde 1914 von der Aktiengesellschaft für Lokomotivbau Hohenzollern (Fabriknummer 3307) gebaut. Die Maschine lieferte man an die Wasch- und Reinigungsmittel produzierende Firma Henkel, dort wurde sie unter dem Namen des Waschmittels 'Persil' im Werk Reisholz für den Rangierbetrieb genutzt. Es war die erste Lokomotive, die bei Henkel eingesetzt wurde. Zuvor waren in dem Werk die Waggons mit Seilwinden, Kippstangen Hebelstangen) und Muskelkraft bewegt worden.

1951 wurde die Lokomotive an die Firma Papier und Pappe in Viersen-Süchteln verkauft. Anschließend kam sie an die Vereinigte Verpackungsgesellschaft (früher Rheinische Pappenfabrik) in Monheim-Blee.

Seit 1982 stand die Lokomotive auf einem Spielplatz in Hitdorf.

2012 beschloss die Stadtbezirksvertretung, dass die im Rahmen der Errichtung des Hochwasserschutzes temporär gelagerte Baudenkmal Dampfspeicherlok 'Persil' saniert und im Randbereich des neuen Kreisverkehrs dauerhaft aufgestellt wird und als

Baudenkmal erhalten bleibt. .....


Bedeutung und Denkmalwert

Die Dampfspeicherlokomotive 'Persil' ist ein eingetragenes bewegliches Denkmal (Leverkusen lfd. Nr. A 273, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Datenbank-Nr. 48857).


Die Hitdorfer Dampfspeicherlok ist ein frühes und relativ gut erhaltenes Exemplar einer Lokomotivgattung, die im Entwicklungsprozess der Industrialisierung eine wichtige Rolle gespielt hat. Das Hitdorfer Beispiel ist von hoher Bedeutung, weil Dampfspeicherloks aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg nur noch spärlich überliefert sind. Mit dieser Lok wird zugleich der Dampfmaschinenbau einer bedeutenden Lokomotivfabrik (Hohenzollern) dokumentiert, sie ist Teil der Werksgeschichte eines bedeutenden Unternehmens (Henkel) und repräsentiert als Rangierlok in Monheim und Hitdorf einen interessanten regionalgeschichtlichen Aspekt.


Zwischen 1992 und 1996 erfolgte eine erste Restaurierung mit Unterstützung der Hans- Christian-Andersen-Grundschule, Hitdorfer Firmen und Vereinen. 1995 in die Denkmalliste eingetragen, wurde die Lokomotive 2015 mit Unterstützung der 'Gemeinschaft der Henkel-Pensionäre', der Werkslogistik der Firma Henkel und des Langenfelder Bauunternehmers Gernot Paeschke in Düsseldorf restauriert und anschließend auf dem neuen Platz am Kreisel Hitdorfer Straße / Heerweg / Ringstraße aufgestellt“


Dampfspeicherlokomotove „Persil“ in Hitdorf. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital.

URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-106514-20141030-17


R wie Radartechnik


Christian Hülsmeyer und das Telemobiloskop (Fernbewegungsmelder)

- Der vergessene Erfinder des Ur-Radars - Aufgefallen war uns die alte Maschinenfabrik der Firma Hülsmeyer am Froschkönigweg im Flingeraner Märchenland schon vor vielen Jahren. Rund um einen großen Fabrikhof gruppieren sich Werkshallen, die früher von der Jugendberufshilfe Düsseldorf genutzt wurden. In einem neuen Planungsverfahren, das gerade läuft, ist hier am alten Kirmesplatz und entlang der Güterzugstrecke eine neue Bebauung vorgesehen.

Nachdem einige aus unserer Gruppe bei einer Radtour dort vorbei fuhren, sind wir in die Recherche eingestiegen und haben nach den Spuren des Pioniers Christian Hülsmeyer gesucht, der als „Erfinder eines Ortungsverfahrens mittels elektrischer Wellen (Vorläufer der Radarmessung)“ gilt.

Geboren ist er am 25.12.1881 in Eydelstedt und gestorben ist er am 31.01.1957 in Ahrweiler. Nach dem Besuch der Volksschule begann er schon 1896 mit der Ausbildung am Lehrerseminar in Bremen. Er begeisterte und „interessierte sich für die Echowirkung von elektromagnetischen Wellen und überlegte sich, dass man diesen Effekt für den Kollisionsschutz bei Schiffen nutzen könnte.“ Das Prinzip erscheint einfach: Weit entfernte metallische Gegenstände könnten durch die Reflexion der Strahlen erkannt werden.

1900 brach er sein Studium ab und begann eine Lehre bei Siemens in Bremen. Schon 1902 siedelte Christian zu seinem Bruder, dem Textilunternehmer Wilhelm Hülsmeyer, nach Düsseldorf über und arbeitete hier weiter an seinem Projekt.

Er gründete eine „Telemobiloskop-Gesellschaft“, meldete die Apparatur am 30.04.1904 zum Patent an und führte seine Erfindung am 18.05.1904 an der Kölner Hohenzollernbrücke einem staunenden Publikum vor. Aber auch eine spätere Präsentation im Rotterdamer Hafen und Veröffentlichungen in Fachzeitschriften und der internationalen Presse brachte nicht den Durchbruch. Weder internationale Schifffahrtsgesellschaften, die Schiffbauindustrie, noch die Kaiserliche Marine zeigten Interesse, seine Erfindung als Sicherheitssystem im Seeverkehr zu nutzen. Christian Hülsmeyer gab auf, löschte die „Telemobiloskop Firma“ im Firmenregister und beschäftigte sich „nie wieder“ damit.

„1906 gründete Hülsmeyer in Düsseldorf eine Vertretung für die Produktion von Glühlampen und Werkzeugmaschinen, 1907 dann die Firma 'Christian Hülsmeyer Kessel- und Apparatebau' an gleichem Ort, die unter anderem Rostschutzfilter, Wasserfilter für Heißwassergeräte, Hochdruckarmaturen ... herstellte. Um 1910 erwarb er ein Firmengrundstück in Düsseldorf-Flingern. (...) Auch dank 180 anderer Patente im In- und Ausland wurde er ein wohlhabender Mann. Die Firma lief bis 1953 ... insgesamt zufriedenstellend.“

Nach Recherchen des Wilhemshavener Historikers Franz Feldhaus und Berichten in der Rheinischen Post gegen Ende der 1940er Jahre erlebte Hülsmeyer 1953 endlich Genugtuung, als er in der Öffentlichkeit „als der Pionier und Erfinder des Ur-Radars vorgestellt wurde“. Seine Patente und die Apparatur des Telemobiloskop sind im Deutschen Museum in München ausgestellt.


Kaspar Michels

Fotos, Informationen und Zitate aus J. Kruth: 100 Jahre Radar, aus Wikipedia und der

Rheinischen Post




S wie Solidarisches Rheinland

 

Um zu verstehen, in welchen politischen Rahmenbedingungen sich die Anfänge der Industrialisierung in Düsseldorf abgespielt haben, stellen wir hier einen Text von Hugo Weidenhaupt ein.

Vielleicht regt er diejenigen zum Nachdenken an, die heute immer noch von einer „Hassliebe“ zwischen den rheinischen Städten Köln und Düsseldorf reden...

 

„Zu weithin ausehenerregenden Vorgängen kam es im Sommer 1843. Der Rheinische Provinziallandtag sollte auf seiner siebten Sitzung in Düsseldorf einer von der Staatsregierung vorgelegten Entwurf zu einem neuen Preußischen Staatsgesetzbuch behandeln. Das im Rheinland geltende 'Rheinische Recht', das durch Napoleon eingeführt war, wurde aber von der Mehrheit der Bevölkerung als weit fortschrittlicher als das Allgemeine Preußische Landrecht empfunden, da es öffentliche und mündliche Verfahren vorsah, keine Bestimmungen über körperliche Züchtigungen enthielt und die Hinzuziehung von Laienrichtern gewährleistete. Gegen diesen Regierungsentwurf verbanden sich daher die Stände des Rheinlandes, und der Provinziallandtag lehnte ihn ohne jede Diskussion einstimmig am 21. Juni 1843 ab.

Dieser Schritt fand ein ungeheures Echo, das fast einer Revolution gleichkam. Dankadressen aus allen Teilen der Provinz gingen ein, und am folgenden Tag kamen am Abend über tausend Kölner Bürger mit zwei Schiffen in Düsseldorf an, um gemeinsam mit den Düsseldorfern einen Fackelzug durch die geschmückte und beflaggte Stadt zu unternehmen. Auf Anregung der Stadt Düsseldorf wurde außerdem dem Landtag am 4. Juli ein großes Festessen in Düsseldorf gegeben. Der Tenor der hierbei ausgebrachten Trinksprüche veranlaßte den Oberpräsidenten, den Regierungspräsidenten von Spiegel und die übrigen Beamten, den Saal unter Protest zu verlassen. Die Berliner Regierung reagierte scharf, verbot jede weitere Feier und versetzte den Kölner Regierungspräsidenten nach Erfurt, da er die Fahrt nach Düsseldorf nicht verhindert hatte.

Als Köln-Düsseldorfer Versöhnungsfest ist dieses Zeugnis rheinischen Selbstbewußtseins in die Landesgeschichte eingegangen.“

 

Hugo Weidenhaupt: Kleine Geschichte der Stadt Düsseldorf,

                                Trilsch Verlag Düsseldorf, 9. Auflage, 1983, Seite 106 ff


S wie Springorum & Co. GmbH an der Gaußstraße 22

          Blechwarenfabrik – Verzinkerei und Apparate Bauanstalt

 

Bei einem der Straßenfeste in Flingern kamen wir vom FlingerPfad bei der Präsentation von historischen Fotos mit Angehörigen der Familie Oerter ins Gespräch, die uns von der Geschichte der heute vollkommen in Vergessenheit geratenen Blechwarenfabrik E. Springorum an der Gaußstraße 22 berichteten.

 

Dort wo heute der Aldi Markt zu finden ist, war bis in die 1970er Jahre auf einer Fläche von ca.12.000 qm die Blechwarenfabrik und Verzinkerei E. Springorum angesiedelt. Das Werk hatte einen eigenem Gleisanschluss an die Untere Ruhrtalbahn und befand sich seit 1934 im Besitz der Familie Oerter.

 

Die Firma beschäftigte ca.130 Mitarbeiter:innen. Die Palette der hergestellten Produkte war riesengroß. Auf einer von der Familie zur Verfügung gestellten „Sonder - Preisliste für verzinkte Haushaltungs – Geschirre“ aus dem Jahr 1935 finden wir über 50 verschiedene Produkte: u.a. Wasser-, Kohlen-, Müll- und Ascheneimer, Kohlenkästen, Kannen, Tröge, Wasch- und Badewannen, Einkoch- und Waschkessel, Maschinen- und Futtertöpfe, Gießkannen und Jaucheschöpfer, Tröge, Siebe und Spülkästen, Kartoffeldämpfer, Samenstreukörbe, Jauchetonnen und sogar Grubenklosetts waren im Angebot.

Auch regulierbare Dachentlüfter und mehrwandige Warmwasserbereiter mit und ohne Heizschlange wurden dort hergestellt. Nach dem Krieg kamen Müllgefässe, Großbehälter und eine Lohnverzinkerei dazu.                                    (K. Michels)


V wie VIBROMAX und „Rütteltechnik“

          Aktualisierung der Losenhausen – Stele an der Schlüterstraße

 

Bei einer Führung rund um den alten Güterbahnhof an der Schlüterstraße im September 2023 anlässlich des „Tag des offenen Denkmal“ nahmen an der Losenhausen – Stele zwei Teilnehmerinnen Kontakt zu FlingerPfad auf, deren Vater dort gearbeitet hatte.

 

Ich erhielt die Möglichkeit, Unterlagen ihres z.T. privaten Archivs einzusehen und weiter zu recherchieren. So können wir besonders zwei inhaltliche Gesichtspunkte unserer Stele konkretisieren:

–                  Wer entwickelte Maschinen und Patente und machte das Losenhausenwerk zu einem sehr erfolgreichen Maschinenbauunternehmen?

–                  Wie ging es 1989 nach dem Ende des operativen Geschäfts in Düsseldorf mit VIBROMAX und der „“Rütteltechnik“ weiter?

                                                                                     K. Michels

 

 

Der am 19. Juni 1884 in Wasserbillig geborene spätere Diplomingenieur und „Marinebaurat“ Oskar von Bohuszewicz arbeitete im und nach dem 1. Weltkrieg auf der „Kaiserlichen Werft“ und bei den „Deutschen Werken“ in Kiel. Er wurde 1920 Direktor und Vorstandsmitglied des Losenhausenwerks in Düsseldorf. In dem seit der Verlegung 1889 inzwischen „erheblich gewachsenen Werk“ an die Schlüterstraße waren (in diesem 1. und auch in dem späteren 2. Weltkrieg) „Rüstungsaufträge ein wesentlicher Bestandteil der Produktion geworden.“

 

1923 wurde für die sog. Pulsatormaschine, die von Oskar von Bohuszewicz entwickelt worden war, das Patent angemeldet. Der „Pulsator“ wurde zur „Materialprüfung schwingend belasteter (Wechsellast) Bauteile bzw. Materialien“ eingesetzt. „Der Pulsatorenantrieb, der große wechselnde Kräfte sicher erzeugen und genau messen kann, hat sich für spätere Fortschritte in der Werksstoffprüftechnik als außerordentlich befruchtend erwiesen. (…)

1935 wurde dann das Grundsatzpatent für ein Gerät zur Verdichtung von Böden und sonstigen Massen erteilt. Es war die Grundlage des Plattenrüttlers VIBROMAX AT 5000, von dem ein Exemplar als Ausstellungsstück im Deutschen Museum in München gezeigt wird.“

Nach Ende des operativen Geschäfts übernahm der Konzern Bilfinger das Betriebsgelände in Düsseldorf. Die Marke VIBROMAX kaufte eine „Pressluft Franz  Baumaschinen GmbH“ aus Frankfurt und verlegte sie in einen ehemaligen VEB Baumaschinenbetrieb nach Gatersleben in Sachsen-Anhalt. Nach einer Insolvenz 1995 kauften die Betriebsangehörigen H. auf der Springe und K. Antony den Betrieb und gründeten eine „VIBROMAX GmbH“, die 2005 vom britischen Baumaschinenkonzern JCB übernommen wurde.

 

Foto, Infos und Zitate aus Wikipedia (Losenhausenwerk) und dem Privatarchiv der   

                                         Familie v. Bohuszewicz


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