Als Traditionsverein legt die Fortuna und natürlich auch wir als Fans sehr viel Wert auf die Geschichte unseres alten „Arbeitersportvereins“ aus Flingern. Am Anfang hatte das aber noch überhaupt nichts mit Fußball zu tun. Um nicht völlig der Legendenbildung zu erliegen, schauen wir genauer hin.
„Am 5. Mai 1895 wurde der „Turnverein Flingern 1895“ gegründet. Der Vereinschronik zufolge bildeten vier „F“ (für frisch, fromm, fröhlich, frei gemäß des Wahlspruchs von Turnvater Friedrich Ludwig Jahn) das Logo des Vereins, der in den Folgejahrzehnten mit anderen Düsseldorfer Clubs zur Fortuna fusionierte.“ (Martin Teigler in „Düsseldorfer Erinnerungsorte“, S. 374). Es ging laut Teigler in der damaligen Turnerbewegung eher um völkische Körperertüchtigung. Fußball galt bei den Turner*innen eher als „Fußlümmelei“.
Viel später, erst im Mai 1908 wurde der erste „Düsseldorfer Fußballklub Spielverein“ gegründet, der zweite firmierte unter „Fußballklub Alemannia 1911“. Diese Alemannia nannte sich im Jahre 1912 in „Fußballklub Fortuna 1911“ um. Daß bei der Namensgebung eine Brotfabrik „Fortuna“ Pate gestanden haben soll, läßt sich durch keine Fakten belegen.
1913 schlossen sich die beiden Klubs „Spielverein“ und die frühere „Alemannia“ zum „Düsseldorfer Fußballklub Fortuna 1911 zusammen. Dieser Verein fusionierte erst im November 1919 mit dem Turnverein Flingern von 1895 und heißt seit dieser Zeit dann endlich „Düsseldorfer Turn- und Sportverein 1895“
Erst 1930 bekam der Verein von der Stadt Düsseldorf in Erbpacht hier am Flinger Broich, dem heutige Paul Janes Stadion, Sumpfland, das Spieler und Vereinsmitglieder trocken legten und zur Spielstätte machten. Bis ins Jahr 1972 wurde hier gespielt, dann fand der Umzug ins Rheinstadion und 2004 in die Arena statt.
Sportlich hat die Fortuna einiges vorzuweisen. Schon 1933 wurde der Verein nach einem 3:0 Sieg in Köln gegen Schalke Deutscher Meister. 1966 wurde die Fortuna westdeutscher Amateurmeister und 1979 und 1980 DFB Pokalsieger. Legendär ist das 3:4 gegen Barcelona 1979 im Europa-pokalfinale. Legendär sind aber auch die Ab- und Aufstiege in die Bundesliga in den Jahren 1966,1971,1989,1995, 2012 und 2018. Legendär ist aber auch in den 2000er Jahren unser Weg über die „Dörfer“ von der Oberliga bis zur 1. Liga.
Die Fortuna hat 25 Nationalspieler in 240 Spielen gestellt, die bekanntesten sind wohl Toni Turek, Paul Janes, Matthes Mauritz, Gerd Zewe und die Gebrüder Allofs.
Aber auch ein eher trauriges Kapitel soll nicht unerwähnt bleiben. Während der Nazizeit unterstützten einige Funktionäre das faschistische Regime. Der Verein geht offen damit um und bearbeitet auch diesen Teil seiner Geschichte. Schon 1933 wurde der jüdische Arzt und Leiter von Fortunas Fußballabteilung Waldemar Spier gezwungen, zurückzutreten. Er starb zum Kriegsende 1945 im KZ Auschwitz.
In den Jahren 2015 und 2017 haben wir als Fans und Verein bei zwei Gedenkstättenfahrten am Erschießungsplatz in Auschwitz seiner gedacht.
Foto und Text: Kaspar Michels