Der Dom von Flingern …
... oder Liebfrauenkirche wird die römisch-katholische Kirche von der Kirchengemeinde
und den Flingeraner Bürger:innen genannt. Eigentlich heißt sie richtig St. Mariä
Himmelfahrt, aber der Name wird selten genutzt.
Mit der Kirchweihe 1892 begann das Gemeindeleben. Ein Kirchenchor wurde gegründet, der bis heute besteht. 1896 kam die Marianische Jünglingskongregation JÜKO hinzu. Aufgrund der damals typischen Geschlechtertrennung gab es parallel noch eine Jungfrauenkongregation.
Aus dem ehemaligen Tanzlokal „Becker`s Lokal“ auf der Lindenstraße wurde 1920 das
„Gemeinnützige Kettelerheim“ (Benannt nach dem Bischof Wilhelm Emanuel Freiherr
von Ketteler) mit Jugendheim, Versammlungsräumen und einem Saal mit großer Bühne.
Der DJK Rheinfranken bot zusätzlich ein Sportprogramm an.
Ab 1933 wurde die katholische Jugendarbeit durch die nationalsozialistische
Machtübernahme erst erschwert und dann gänzlich verboten. Während der NSDAP Zeit wurde das Kettelerheim von den Nazis beschlagnahmt und als Kino mit immerhin 1200 Plätzen genutzt.
Nach der Zerstörung durch den Krieg und den Wiederaufbau 1942 kommt es 1970 zum
Abriss und Wiederaufbau des Pfarrzentrums, das neben den Gemeinderäumen und
einem Saal auch einen katholischen Kindergarten und seit 1972 die Niederlassung eines Klosters japanischer Ordensschwestern „Misono“ beherbergt. Heute gibt es nur noch den katholischen Kindergarten, das Pfarrzentrum wurde zu groß für die Gemeinde.
1882 wurde die Pfarrei für ca. 16.000 Mitglieder gegründet. 1983 waren es dann nur
noch 6800 Gemeindemitglieder, mit der fallender Tendenz. Heute ist die
Kirchengemeinde Teil eines Pfarrverbandes zusammen mit St. Paulus, St. Vincent und
St. Elisabeth.
Seit der Gründung ist die Kirchengemeinde auch eng mit dem St. Rochus- St.
Sebastianus Schützenverein verbunden (siehe Stele 19), für die die Liebfrauenkirche ein zentraler Punkt ihres Brauchtums ist. Zur Schützenparade, die an den Kirchenstufen abgenommen wird, wurden die Straßen früher festlich geschmückt und der Umzug von vielen Zuschauern besucht.
Baugeschichte
In den Jahren 1122 und 1193 gab es erste urkundliche Erwähnungen einer
„Waldgrafschaft Fliingere“. Das waren damals zwei ländliche Dorfschaften, die von Wald und Sumpfland umgeben waren. Erst mit der Eingemeindung wurde Flingern 1392 ein echter Stadtteil von Düsseldorf.
Im Zuge der Industrialisierung versechsfachte sich ab etwa 1840 innerhalb kurzer Zeit
die Bewohnerzahl in Flingern. Die vorhandenen Pfarrgemeinden reichten nicht mehr aus und machten die Gründung einer neuen Kirchengemeinde notwendig. 1885 gründete man daher in Flingern einen Kirchenbauverein.
Ein Jahr später stiftete die Wwe Wenders mit den Erben Boergens das Areal an der
Ackerstraße für den Kirchenbau. 1889 gewann der anerkannte Architekt C.C. Pickel den ausgeschriebenen Wettbewerb für eine Kirche im neugotischen Stil. Wiederum ein Jahr später war die Grundsteinlegung.
Am 10.07.1892 fand nach nur 21 Monaten Bauzeit die Kirchweihe unter dem ersten
Pfarrer T.H. Bollig statt, dem im Pfarrgarten ein Gedenkstein gewidmet ist. Im Juli 1916
wurde der Name „Liebfrauen“ zusätzlich offiziell, um eine Verwechslung mit St. Mariä
Empfängnis an der Oststraße zu vermeiden.
Es handelt sich bei diesem neugotischen Bau um eine dreischiffige Halle mit einem
sechseckigen Chor im Süden und einem mächtigen Turm im Norden.
Die Kirche wurde im Krieg weitgehend zerstört und von 1947 bis 1949 vereinfacht durch die Architekten Aloys Odenthal und Philipp Stang wieder aufgebaut. In den 1960er Jahren gestaltete Gottfried Böhm den Altarraum und die Decke neu. Durch die neue flache Stalaktitendecke veränderte sich der ehemals gotische Raum. 1987 brachte der Kunstmaler Gerhard Wind Farbigkeit in die Kirche. Während der Arbeiten wurden
Wandmalereien unter dem Putz freigelegt, die aus der Zeit um 1900 stammen.
Erwähnenswert ist noch die besonders schöne Orgel, die sich jetzt im Altarraum
befindet.
Im September 2010 kam nach zwanzigjähriger Auslagerung der frisch restaurierte
Kreuzweg wieder zurück, der aus dem Jahr 1937 stammt und vom Maler Joseph
Hennefeld geschaffen wurde. Erwähnenswert sind noch die wunderbaren Fenster,
insbesondere das Chorfenster aus den Jahren 1977/78 von Hein Derix.
Fotos und Text: Andrea Johänning